Frankfurter Rundschau / 31.07.2003

Ein Auftritt für alle

Zentrales Internet-Portal für den deutschen Film

Ende nächsten Jahres wird, wenn alles nach Plan läuft, das erste zentrale Internetportal zum deutschen Film in Frankfurt online gehen. Informationen über alle in Deutschland gedrehten Spiel- und Dokumentarfilme sollen dort ebenso abrufbar sein wie Materialien zu aktuellen Produktionen und filmhistorischen Themen. Entwickelt und aufgebaut wird die Plattform vom Deutschen Filminstitut (DIF) in Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Hamburgischen Centrum für Filmforschung, CineGraph.

Über das Projekt sprach FR-Mitarbeiter Jens Holst mit der Direktorin des Deutschen Filminstituts, Claudia Dillmann.

FR: Frau Dillmann, es gibt bereits einige Internetauftritte, die Informationen zum deutschen Film bieten. Braucht es noch einen weiteren?

Claudia Dillmann: Wir haben die bestehenden Webauftritte untersucht und dabei festgestellt, dass eine zentrale Plattform für den deutschen Film bislang fehlt. Es gibt zwar Datenbanken und Verleih-Informationen im Internet, um nur einige Beispiele zu nennen; aber einen integrierten Auftritt, der sowohl Informationen über neue deutsche Filme als auch über ältere Produktionen bietet, gibt es bislang nicht. Gerade bei den älteren Filmen geraten die bestehenden Angebote oft an ihre Grenzen.

Zwischen dem "Schuh des Manitu" und "Metropolis" liegen allerdings Welten. Wie wollen Sie die unter einen Hut bekommen?

Zunächst einmal streben wir Vollständigkeit an: Zu jedem deutschen Spiel- oder Dokumentarfilm sollen Informationen bei uns zu finden sein. Darüber hinaus wollen wir zusätzliches Material zu Persönlichkeiten des deutschen Films anbieten und zu bestimmten Epochen, zum Beispiel zum Film der Weimarer Republik oder auch zur Defa. Die Zielgruppe des Portals ist breit gestreut - von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt bis hin zu jungen Kinogängern, die das Internet nutzen.

Und letztere kriegen dann bei Ihnen auch Informationen zu Bully Herbigs Erfolgskomödie?

Wieso nicht? Wir wollen über erfolgreiche Filme auch den Einstieg in eine Beschäftigung mit dem Medium überhaupt fördern. Nehmen wir das Beispiel Der Schuh des Manitu: In dem Rahmen könnte man sich nicht nur mit den Karl-May-Verfilmungen der 60er Jahre beschäftigen, sondern auch über das Bild des Indianers im west- und ostdeutschen Film nachdenken, wie jüngst im Filmmuseum geschehen. Ich glaube also, man kann Angebote entwickeln, die jüngere Nutzer interessieren.

Und bestellen kann man die Filme auch gleich noch?

Das ist in der Tat ein wichtiges Thema: Woher man gerade ältere Filme beziehen kann, ist eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt werden. Wir streben an, immer auch Informationen anzubieten, wo der Nutzer die Filme kaufen oder leihen kann. Und wir werden natürlich auch auf die Seiten von seriösen Internet-Verkaufshäusern verlinken.

Werbung für den deutschen Film zu machen ist also durchaus Teil des Konzepts?

Sicher. Man hört oft den Satz: "Der deutsche Film ist besser als sein Ruf" und ich finde, das stimmt. Wir sind interessiert an den Meinungen der Menschen, die den deutschen Film produzieren und wollen auch verfolgen, wie einzelne Projekte entstehen. Darüber hinaus ist aber auch wichtig, dass wir mit unserem Projekt zur Standardisierung der Filmerfassung in Deutschland beitragen. Bald wird jeder Interessierte mit dem gleichen Instrument arbeiten können - das wird allen Kooperationspartnern zugute kommen.

Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
Dokument erstellt am 30.07.2003 um 17:44:28 Uhr
Erscheinungsdatum 31.07.2003

   
             
             
             
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